
Gewöhnlicher Giersch
(Aegopodium podagraria)
Geissfuss, Zipperleinskraut, Dreiblatt, Dreifuss, Erdholler – Doldenblütengewächse (Apiaceae)

Der lateinische Artname «podagraria» weist auf seine traditionelle Verwendung bei Gicht hin. Im medizinischen Bereich wird ein Gichtanfall im Grundgelenk vom grossen Zeh als «Podagra» bezeichnet. Aber auch bei Rheuma wurde Giersch häufig eingesetzt, da ihm antirheumatische Eigenschaften nachgesagt werden.
Kräuterpfarrer Künzle schrieb dazu: «Der Geissfuss ist eine herrliche Medizin gegen alle Arten von Rheumatismus, Ischias, Gicht und Podagra» und «Die jungen Blätter kann man zu Salat zubereiten. Dieser Salat reinigt Magen und Därme, behebt Verstopfung und vertreibt Würmer.»
Zudem gilt Giersch als harntreibend, blutreinigend, stoffwechselfördernd, entzündungshemmend und wundheilend, woraus sich diverse Anwendungen ableiten lassen.
Die harntreibenden Eigenschaften können bei Nieren- und Blasenleiden, wie zum Beispiel Blasenentzündungen, unterstützend sein.
Giersch wurde oft bei Frühjahreskuren eingesetzt, um den Körper wieder in Schwung zu bringen. Diese Verwendung kann auf die blutreinigenden und stoffwechselfördernden Eigenschaften zurückzuführen sein. Giersch enthält ausserdem wichtige Vitamine, Mineralien und Spurenelemente, die den Körper im Frühling zusätzlich unterstützen können.
Die wundheilenden und entzündungshemmenden Eigenschaften können äusserlich bei kleinen Wunden oder Sonnenbrand Linderung verschaffen. Ausserdem wurde Giersch äusserlich zur Behandlung von Hämorrhoiden und bei Insektenstichen eingesetzt.
Bei Fragen zur Anwendung empfehlen wir Ihnen, sich an einen Naturarzt oder ausgewiesenen Drogisten zu wenden.
In der Antike und im Mittelalter war Giersch ein beliebtes Wildgemüse. Sein Geschmack erinnert an Karotte oder Petersilie und ist äusserst würzig. Giersch ist eine weitverbreitete Wildpflanze, die sich sowohl geschmacklich als auch in ihrer Konsistenz ideal einsetzen lässt und deshalb bei Köchen und Wildpflanzensammlern sehr beliebt ist.
Die jungen, zarten Blätter mitsamt Stielen lassen sich hervorragend roh in Salate mischen und sind auch gekocht überaus vielseitig einsetzbar. Besonders gut eignen sie sich für intensiven Wildspinat, ein herzhaftes Pesto sowie Füllungen für Strudel oder Blätterteiggebäcke. Die Blätter können zudem zu Chips verarbeitet werden und lassen sich als würzige Zutat in Suppen, Aufläufen oder Eintöpfen verwenden.
Die bereits etwas älteren, zäheren Blätter eignen sich bestens für warme Gerichte, da sie beim Erhitzen weich und zart werden und dennoch ihren intensiven Geschmack entfalten.
Ausserdem lassen sich die Blüten und Früchte verwenden: Die Blüten sind süsser, die Früchte hingegen schärfer. Die Blüten verleihen Ölen und Essigen eine feine Note und eignen sich hervorragend als Beigabe zu Limonaden oder Bowlen. Die Samen können als Aroma für Weine oder Brote dienen und sind zudem als Keimsaat geeignet.
Getrocknete Blätter, Blüten und Samen können als Petersilienersatz, als allgemeine Würze oder zur Verfeinerung von Kräutersalzen dienen.
Wissenswertes
Giersch gilt gemeinhin als unverwüstliches Unkraut, das in vielen Gärten anzutreffen ist. Er breitet sich mit seinen langen, dünnen Wurzeln flächendeckend aus und lässt sich kaum eindämmen. Wer ihn loswerden will, muss sämtliche Wurzeln restlos entfernen – ein fast unmögliches Unterfangen, da er selbst aus kleinsten Wurzelstücken wieder austreiben kann. Es empfiehlt sich, sich mit ihm anzufreunden und die Blätter regelmässig in den Speiseplan zu integrieren oder als rohen Snack zu geniessen. So wird die Pflanze geschwächt und treibt weniger aus und man kann gleichzeitig von ihren wertvollen Inhaltsstoffen profitieren.
Der Vitamin-C-Gehalt von Giersch ist mehr als dreimal so hoch wie der von Zitronen und er liefert wertvolle Mineralien wie Calcium, Magnesium und Eisen.
In der Natur ist Giersch an halbschattigen Plätzen und Waldrändern zu finden. Beim Sammeln ist jedoch Vorsicht geboten, denn Giersch gehört zur Familie der Doldenblütengewächse, zu der auch giftige Arten wie der Gefleckte Schierling und die Hundspetersilie zählen. Zur selben Familie gehören aber auch essbare Pflanzen wie Dill, Petersilie oder Karotte.
Giersch erkennt man anhand der 3 x 3-Regel: Der Blattstiel hat einen dreieckigen Querschnitt, dieser Stiel verzweigt sich in drei weitere Stiele und an jedem dieser Stiele wachsen meistens drei Blätter. Je nach Entwicklungsstadium können es jedoch auch nur eins, zwei oder sogar mehr als drei Blätter sein. In den meisten Fällen sind es beim mittleren Stiel drei und an den seitlichen Stielen jeweils zwei bis drei. Die Blätter haben einen einfach bis doppelt gesägten Rand und der Geruch der zerriebenen Blätter erinnert an Petersilie.
Pfannkuchen mit Giersch
Rezept Giersch 6-8 Stück, Zubereitungszeit, ca. 40 Minuten, Teig kann vorbereitet werden.
Zutaten
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150 g Buchweizenmehl
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250 ml Milch oder vegane Alternative
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1 Ei
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40 ml Olivenöl
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½ TL Salz
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50 ml Mineralwasser
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50 g Giersch-Blätter gemixt
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Je 1/4 TL Koriander und Fenchel gemahlen
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Etwas Bratöl zum Ausbacken der Pfannkuchen
Zubereitung
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Giersch, Eier und Milch zusammen mixen.
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Buchweizenmehl in eine Schüssel geben, die Giersch-Masse und die restlichen Zutaten zügig mit einem Schneebesen zu einem glatten Teig verrühren.
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Den Teig mindestens 15 Minuten stehen lassen.
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Dann eine Bratpfanne erhitzen, etwas Bratöl dazugeben und eine Schöpfkelle voll Pfannkuchen-Masse hineingeben. Durch leichtes Schwenken der Pfanne den Teig gleichmässig in der Pfanne verteilen.
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Den Pfannkuchen etwa 1-2 Minuten backen, bis die Unterseite goldbraun ist.
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Mit einem Pfannenwender vorsichtig umdrehen und die andere Seite ebenfalls umdrehen und die andere Seite ebenfalls goldbraun backen.
Tipp
Den Giersch kann man statt Mixen auch ganz fein hacken.
Dazu passt: Ofengemüse und Sesamquark
Ofengemüse:
Zutaten
- 1 kg Zwiebeln, Randen, Rüebli
- 1 kleine Zucchini
- 1/2 TL Salz
- 3 EL Olivenöl
- ¼ TL je Koriander, Kreuzkümmel, Paprikapulver edelsüss
- 1 TL Rosmarin frisch gehackt
Zubereitung:
- Zwiebel und Randen Schälen.
- Zwiebeln achteln.
- Randen in 1 cm dicke Scheiben schneiden.
- Rüebli längs halbieren.
- Olivenöl, Salz und Gewürze in eine Schüssel geben, die Zwiebel, Randen und Rüebli damit marinieren.
- Auf ein Backblech mit Backpapier verteilen.
- Bei 175 Grad ca. 20 Minuten backen, danach die Zucchini untermengen und nochmals ca. 7 Minuten backen.
Sesamquark:
Zutaten:
- 500 g Magerquark
- 2 EL Sesam, geröstet
- ¼ TL Salz
Zubereitung
- Sesam mörsern oder mixen, mit Salz und Quark verrühren.
- Pfannkuchen auf einen Teller geben, Ofengemüse darauf verteilen und einen Esslöffel
- Sesamquark in die Mitte geben und geniessen.
Die Autoren

Dominik Imhof
Dominik Imhof, aufgewachsen in Muotathal, entdeckte früh seine Leidenschaft für Wildpflanzen und Pilze. Nach einer Karriere als Handballspieler und einer Ausbildung zum Elektroingenieur vertiefte er sein Wissen in Ernährung und Gesundheit.
Er absolvierte Ausbildungen zum Fachberater für Selbstversorgung mit essbaren Wildpflanzen und Wildpilzen an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) sowie zum Heilpflanzenfachmann TEN. Heute teilt er seine Expertise in Exkursionen, Workshops und Gruppenevents.
Auf seiner Webseite finden Sie umfassende Informationen zu Wildpflanzen, aussergewöhnlichen Produkten und vielem mehr.

Sabine Hagg
Sabine Hagg kreiert seit 2022 Rezepte für den Kräuternewsletter der EGK.
Hauptberuflich leitet sie die Küche/Gastronomie in der Klinik Arlesheim. Daneben entwickelt sie unter eigenem Label hochwertige Naturprodukte und Naturkosmetik. Den Grossteil der Pflanzen baut sie dafür in den Walliser Bergen selbst an, pflückt diese von Hand und verarbeitet sie mit Liebe und Sorgfalt.