Gundermann
Glechoma hederacea
Gundelrebe, Erd-Efeu, Katzenminze, Donnerrebe – Lippenblütengewächse (Lamiaceae)
Die deutschen Namen «Gundermann» und «Gundelrebe» leiten sich möglicherweise vom althochdeutschen Wort «Gund» ab, was Eiter oder Geschwür bedeutet. Das deckt sich auch mit der früher üblichen Anwendung der Pflanze - sie galt als «Herr des Eiters» und wurde beispielsweise bei eitrigen Wunden eingesetzt.
Kräuterpfarrer Künzle schrieb über die Pflanze: «Die Gundelrebe ist sehr wirksam bei Lungenleiden, Blutspeien, Abweichen mit Blutverlust, verdorbenem Magen, Husten, Asthma und Ausschlag. Wer an einem dieser Übel leidet, trinke fleissig Tee von Gundelrebe, Ehrenpreis und Hanfnessel» (Künzle, 1947, S. 400).
Innerlich kann Gundermann als Aufguss bei Heuschnupfen Linderung verschaffen oder als Tee bei Erkältungen, Problemen mit den Nasennebenhöhlen, Kopfschmerzen, Durchfall und Bronchialleiden hilfreich sein. Zudem gibt es Hinweise auf eine positive Wirkung bei Appetitlosigkeit und den Einsatz bei der Ausleitung von Schwermetallen wie Blei.
Äusserlich angewendet kann Gundermann bei Prellungen, Quetschungen, Blutergüssen sowie eitrigen Wunden oder Akne die Heilung unterstützen - er soll dabei zusammenziehend und schmerzstillend wirken.
In der Traditionellen Chinesischen Medizin wird Gundermann zur Behandlung von Nieren-, Blasen- oder Lungenbeschwerden eingesetzt.
Bei Fragen zur Anwendung empfehlen wir Ihnen, sich an einen Naturarzt oder ausgewiesenen Drogisten zu wenden.
Gundermann gehört zur Familie der Lippenblütengewächse und enthält relativ viele ätherische Öle – wie auch viele andere Pflanzen dieser Familie, etwa Oregano oder Rosmarin. Die Blätter entfalten ein kräftiges thymian-minzeartiges Aroma. Wegen der vielen ätherischen Öle sollte Gundermann nicht über das Würzmass hinaus verwendet werden.
Die Blätter eignen sich frisch oder getrocknet, beispielsweise für Liköre, Tees, Biere, Essige, Öle, Gewürzsalze, Kräuterbutter oder Süssspeisen. Aber auch als Aromageber für warme Mahlzeiten wie Eintöpfe, Pestos oder Suppen können sie verwendet werden. Oder man verspeist sie direkt roh unterwegs als Atemerfrischung.
Die Blätter eignen sich zudem hervorragend in Kombination mit Schokolade: Man taucht die Blätter junger Triebe in geschmolzene Schokolade, lässt sie kurz abkühlen - fertig ist ein kräftiger Schokoladensnack.
Die zarten, blauvioletten Blüten können zudem von Anfang April bis Ende Juni als Dekoration genutzt werden.
Wissenswertes
Früher hat man Gundermann in der Käseherstellung anstelle von tierischem Lab verwendet. Heute ist der Einsatz jedoch nicht mehr wirtschaftlich.
Gundermann ist eine mehrjährige, krautige Pflanze, die auch im Winter ihre grünen Blätter behält und so frisches Vitamin C liefern kann. Er wächst bevorzugt auf feuchten, fruchtbaren, kalkhaltigen Böden und ist unter anderem auf Wiesen, in Gärten, unter Hecken und an Waldrändern zu finden. Die Pflanze ist in den grössten Teilen Europas verbreitet und in Mitteleuropa sehr häufig anzutreffen. In Neuseeland, Kanada und den USA wurde sie vom Menschen eingeschleppt.
Gundermann ist an den nierenförmigen bis rundlich-herzförmigen, gekerbten Blättern und dem vierkantigen Stiel relativ leicht zu erkennen. Die Blätter sind kreuzgegenständig am Stiel angeordnet und bilden wegen des kriechenden Wuchses teilweise einen dichten Blätterteppich. Während der Blütezeit richten sich Blütensprosse auf und bilden jeweils zwei bis drei blauviolette Lippenblüten in den Blattwinkeln. Diese Blüten können bereits im März erscheinen und sind eine frühe Nektarquelle für Bienen.
Literaturverzeichnis:
Künzle, J. (1947). Das Grosse Kräuterheilbuch. Olten: Otto Walter AG.
Sauerrahmsuppe mit Gundermann-Honig Pesto
Zutaten
Suppe
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400 ml Gemüsebouillon
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400 ml Milch
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40 g Weissmehl
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1 EL Butter
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1 Knoblauchzehe, gehackt
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250 g Sauerrahm
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Salz, Pfeffer
Pesto
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1 Hand voll Gundermann Blätter
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40 g Sonnenblumenkerne, geröstet
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½ Stück Knoblauchzehe
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50 ml Olivenöl
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1 TL Honig
Zubereitung
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Butter in einer Pfanne erhitzen
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Den gehackten Knoblauch darin andünsten
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Mit der Bouillon und Milch ablöschen, kurz aufwallen lassen.
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Das Mehl mit dem Sauerrahm vermischen und zur heissen Suppe geben.
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Gut verrühren und eindicken lassen.
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Für das Pesto alle Zutaten in einen Mixbecher geben. Mit Salz und etwas Pfeffer abschmecken.
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Die Suppe anrichten und mit einem Klecks Sauerrahm und dem Pesto dekorieren.
Die Autoren
Dominik Imhof
Dominik Imhof, aufgewachsen in Muotathal, entdeckte früh seine Leidenschaft für Wildpflanzen und Pilze. Nach einer Karriere als Handballspieler und einer Ausbildung zum Elektroingenieur vertiefte er sein Wissen in Ernährung und Gesundheit.
Er absolvierte Ausbildungen zum Fachberater für Selbstversorgung mit essbaren Wildpflanzen und Wildpilzen an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) sowie zum Heilpflanzenfachmann TEN. Heute teilt er seine Expertise in Exkursionen, Workshops und Gruppenevents.
Auf seiner Webseite finden Sie umfassende Informationen zu Wildpflanzen, aussergewöhnlichen Produkten und vielem mehr.
Caro und Tobi Thaler
Caro und Tobi Thaler kreieren seit 2022 Rezepte für den Kräuternewsletter der EGK. Beide haben eine Lehre als Koch absolviert, sich später aber noch in anderen Richtungen weiterentwickelt. Caro im Sozialbereich, Tobi in der Technologiebranche.
Die Leidenschaft für das Kochen ist geblieben und diese vermitteln sie unter dem Motto «das Leben isst bunt» u. a. auf ihrem Rezeptportal foodwerk.ch. Ganz im Sinne der Familientradition steuert Tochter Liv ab und zu auch schon ein Rezept bei.