
Echtes Mädesüss
(Filipendula ulmaria)
Wiesen-Geissbart, Moor-Geissbart, Spierstaude, Rüsterstaude, Bacholde – Rosengewächse (Rosaceae)

Die Blüten, Blätter und Wurzeln von Mädesüss werden seit langer Zeit bei einer Vielzahl von Beschwerden eingesetzt. Kräuterpfarrer Johann Künzle schrieb: «In der Naturheilkunde war der Wiesengeissbart schon lange als harn- und schweisstreibendes Mittel bekannt, die neuere Zeit hat dazu noch seine besonderen Heilkräfte gegen alle rheumatischen Leiden entdeckt, so dass der Wiesengeissbart heute als eine der vornehmsten Heilpflanzen gilt.»
Mädesüss ist in der Naturheilkunde ein beliebtes Mittel bei Kopfschmerzen und Migräne. Es enthält Salicylsäureverbindungen, die ähnlich wirken wie die synthetisch hergestellte Acetylsalicylsäure in Aspirin. Der Name Aspirin leitet sich sogar vom früheren lateinischen Namen von Mädesüss, «Spiraea ulmaria», ab. Die Pflanze gilt zudem als schmerzlindernd, fiebersenkend und entzündungshemmend und wird deshalb bei Erkältungskrankheiten, Grippe sowie Muskel- und Gelenkbeschwerden angewendet. Dabei wird Mädesüss meist in Form von Tee oder Tinktur angewendet.
Äusserlich kann Mädesüss bei Hautproblemen wie Ekzemen, Ausschlägen und leichten Entzündungen in Form von Salben oder Umschlägen angewendet werden.
Vorsicht
Schwangere Frauen und Menschen mit einer Überempfindlichkeit gegenüber Salicylaten sollten Mädesüss mit Bedacht einsetzen. Ausserdem enthält die Pflanze ein schwach giftiges Glykosid, das bei hoher Dosierung Kopfschmerzen verursachen kann. Die enthaltenen Salicylate stehen in Verdacht, eine blutverdünnende Wirkung zu haben. Deshalb sollte die Einnahme von Mädesüss vor operativen Eingriffen vermieden werden.
Bei Fragen zur Anwendung empfehlen wir Ihnen, sich an einen Naturarzt oder ausgewiesenen Drogisten zu wenden.
Die Mädesüssblüten sind eine beliebte Zutat in der Küche und werden wegen ihres honig-mandelartigen Aromas vielseitig eingesetzt.
Eingelegt in Flüssigkeiten wie Süssmost oder Milch, entfalten die filigranen Blüten ihr Aroma besonders gut. Dazu legt man frisch gepflückte Mädesüssblüten für ungefähr 1 Stunde ins Getränk. Dabei mehrmals umrühren und die Blüten am Ende ausdrücken und entfernen. Auch alkoholische Getränke wie Bier, Met und Wein lassen sich auf diese Weise hervorragend mit Mädesüss verfeinern.
Sehr zu empfehlen ist zudem die Herstellung eines aromatischen Sirups. Er eignet sich bestens zum Süssen verschiedenster Getränke und dient zugleich als geschmackvolle Zutat für Desserts.
In der französischen Küche wird Mädesüss oft eingesetzt. Auf Französisch heisst Mädesüss «Reine des prés», was «Königin der Wiesen» bedeutet. Dort nutzt man die Blüten zur Verfeinerung von Joghurt, Glace, Sorbets und Fruchtspeisen.
Die jungen, weichen Blätter der Pflanze eignen sich zudem in kleinen Mengen für die Zubereitung von Suppen, Gemüsegerichten oder als würzige Ergänzung in Smoothies oder Salatsaucen.
Wissenswertes
Die Pflanze gehört zur Familie der Rosengewächse und hat cremeweisse, duftende Blüten. Sie wächst in feuchten Wiesen sowie Bach- und Flussufern und ist in grossen Teilen Europas, Nord- und Mittelasien heimisch. In der Schweiz erreicht Mädesüss Höhenlagen von bis zu 1800 Metern.
Über die Herkunft des Namens von Mädesüss, herrscht bis heute Unklarheit. Früher nutzten die Menschen die Pflanze, um Met, den alten Honigwein, zu süssen. Die Blüten gaben dem Met einen feinen, süsslichen Geschmack, der dem Getränk eine ganz besondere Note verlieh – sozusagen ein «metsüsser» Genuss.
Der englische Name «meadowsweet» deutet darauf hin, dass die Pflanze in freier Natur auf Wiesen zu finden ist - «meadow» heisst «Wiese» und «sweet» bedeutet «süss». Nach dem Mähen verströmte die Pflanze ihren charakteristischen, süsslichen Duft, was diesen Namen «Wiesensüss» erklären würde.
Trockenheit macht Mädesüss anfälliger für Schädlinge und Krankheiten wie Mehltau. Wenn man Mädesüss im Garten kultivieren möchte, sollte man darauf achten, dass der Boden immer ausreichend feucht bleibt, um das Wachstum und die Widerstandsfähigkeit der Pflanze zu fördern.
Mädesüss ist eine Staude - das sind ausdauernde, krautige Gewächse, die zum Winter hin oberirdisch absterben und im Frühjahr wieder neu austreiben. Aus einer bodenständigen Blattrosette wächst die Pflanze 50 bis 250 Zentimeter hoch. Die Blätter sind wechselständig am Stiel angeordnet und sind gefiedert. Sie haben meist einen rötlichen Blattstiel, eine drei- bis fünflappige Endfieder und kleine Nebenblättchen am Blattstiel. Die Blattränder sind doppelt gesägt bis gezähnt.
Die Autoren

Dominik Imhof
Dominik Imhof, aufgewachsen in Muotathal, entdeckte früh seine Leidenschaft für Wildpflanzen und Pilze. Nach einer Karriere als Handballspieler und einer Ausbildung zum Elektroingenieur vertiefte er sein Wissen in Ernährung und Gesundheit.
Er absolvierte Ausbildungen zum Fachberater für Selbstversorgung mit essbaren Wildpflanzen und Wildpilzen an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) sowie zum Heilpflanzenfachmann TEN. Heute teilt er seine Expertise in Exkursionen, Workshops und Gruppenevents.
Auf seiner Webseite finden Sie umfassende Informationen zu Wildpflanzen, aussergewöhnlichen Produkten und vielem mehr.

Mirko Buri
Mirko Buri kreiert seit 2022 Rezepte für den Kräuternewsletter der EGK. Der ehemalige Gault-Millau-Koch ist Begründer von FOODOO, dem Verarbeiter von aussortiertem Gemüse, das sich im Grosshandel nicht rentabel vermarkten lässt. Vom Food-Waste-Pionier erschienen ist unter anderem das Kochbuch «Restenlos glücklich».
Bis im März 2020 betrieb er mit «Mein Küchenchef» zudem das erste Anti-Food-Waste-Restaurant der Schweiz.